Masterplan Charité Berlin

Historischer Fußabdruck als Basis für den Masterplan

Die Freiraum- und Gebäudestruktur des Campus Virchow-Klinikum lässt die ursprünglichen Qualitäten des Krankenhausareals noch erahnen, wenngleich an vielen Stellen über die Jahre Überbauungen und funktionale Anpassungen vorgenommen wurden. Der Masterplan orientiert sich an den funktional bewährten Strukturen und arbeitet die historischen Qualitäten des Campus wieder heraus: Als Grundlage wurde die historische „kamm“-artige Struktur des Areals aufgegriffen und sinnfällig weiterentwickelt. Die bestehende Mittelallee wird bis zum südlich verlaufenden Kanal verlängert, wobei die Bibliothek (ehemals Pathologie) sowie das umgebende bogenförmige Forum als „Gelenk“ verstanden werden. Die geplanten Gebäudekomplexe der Nord- und Südschiene greifen die pavillonartige Baustruktur des nur noch fragmentarisch erhaltenen ursprünglichen baulichen Bestands auf und sollen den ursprünglichen Wechsel von Gebäuden und Freiräumen entlang der Mittelallee wieder erlebbar machen. Die anhand eines 7,40m- Rasters organisierten Gebäude sind durch Erschließungsgänge unterirdisch miteinander verbunden; in den Zwischenräumen entstehen Freiflächen, die mit unterschiedlichen Themengärten und Grünflächen gestaltet werden. Analog dazu wird die derzeit unterbrochene Nord-Süd-Achse wieder als Freiraum inszeniert und als Wegeverbindung nutzt. Der historisch überlieferte Raum der Mittelallee und die wieder herauszuarbeitende Nord-Süd-Achse bilden zusammen mit dem „Gelenk“ an der Bibliothek eine robuste Grundordnung für den Masterplan aus.

Uferpark und Solitärgebäude als Fortführung der Bestandsstruktur

Die fortgeführten Wegeverbindungen verbinden die bestehenden Campusflächen mit dem vorgeschlagenen Erweiterungsbereich, der südlich des bisherigen Campus-Areals entlang des Kanals liegen soll. Hier wird eine Bebauung mit Solitärgebäuden für Klinik- und Forschungsnutzungen vorgesehen, die sich zum Kanal hin orientieren und in einer parkartig gestalteten Landschaft stehen. In diese Landschaft wird der hier befindliche und derzeit kaum noch ablesbare Patientengarten als Teil der Freiraumstruktur reintegriert. Er stellt zusammen mit der fortgeführten Mittelallee eine Schnittstelle mit dem neuen Uferpark dar. Die markante bauliche Struktur der im Park platzierten Solitärgebäude trägt den Campus Virchow-Klinikum sowohl funktional als auch städtebaulich an die Uferkante heran. Sie setzt zudem die von hoher baulicher Dichte geprägten Baustrukturen und Entwicklungen der Berliner Mitte fort.

Der Sprengelkiez östlich des Campus sowie die nordwestlich gelegenen Freiraumstrukturen mit Goethepark, Plötzensee, Promenade, Strandbad sowie St. Johannis und Heiland-Friedhof sollen künftig über die Campusflächen besser miteinander verknüpft werden. Der historisch überlieferte zentrale Freiraum bleibt das Rückgrat des Campus und erfährt durch die neue parkartige Struktur entlang des Kanals über die Verlängerung der Mittelallee, eine sinnfällige Verknüpfung.

Effiziente Erschließung und ein breites Angebot für unterschiedliche Mobilitätsformen

Die bewährte Ringerschließung um den zentralen Klinikbereich wird beibehalten und bis an die Seestraße geführt. Sie gewährleistet eine enge Verknüpfung von bestehenden sowie neu geplanten Bereichen.

Außerdem wird unter dem Augustenburger Platz eine große Fahrradtiefgarage vorgeschlagen, sodass eine gute Erreichbarkeit für Fahrradfahrende aus allen Richtungen gewährleistet ist. Insbesondere der geplante Radschnellweg an der Uferkante des Kanals kann künftig die Verkehrsanbindung für den Fahrradverkehr deutlich verbessern. In direkter Nähe der einzelnen Eingangssituationen zum Campus finden sich Schnittstellen mit dem ÖPNV. Hier und am südlichen der beiden zentralen Parkhäuser werden außerdem Mobilitätsschnittstellen mit Car- und Bikesharing-Angeboten sowie Elektro-Ladestationen geplant, um eine effiziente Verbindung unterschiedlicher Mobilitätsformen zu gewährleisten.

Ort

Berlin (D)

Auftraggeber

Charité Universitätsmedizin Berlin

Beauftragung

Wettbewerblicher Dialog

Planungszeitraum

2019

Planungsumfang

40 ha

Team

Club L 94 Landschaftsarchitekten