Grenzübergreifende Zukunftswerkstatt Rhein-Maas

Die „Zukunftswerkstatt Rhein-Maas“ etabliert einen kooperativen und grenzüberschreitenden Dialog in der Region Rhein-Maas. Der Prozess wurde initiiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und wird unterstützt vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie dem niederländischen Beratungsgremium Colleges van Rijksadviseurs (CRa). Der kooperative Planungsprozess dient dazu, deutsche und niederländische Partner wie die Provinz Limburg und die Region Aachen zusammenzubringen, um nachhaltige städtebauliche Konzepte bis 2070 zu entwickeln. Die Planungsbüros RHA und Mauer United Architects (MUA) waren mit der Koordination, Prozesssteuerung und -begleitung sowie der Bürgerbeteiligung beauftragt, während MUST und Atelier Fischbach die inhaltliche Ausarbeitung übernahmen. Der vielschichtige Planungsprozess umfasste mehrere Bearbeitungsebenen, Workshops und Netzwerktreffen. Im Rahmen des umfangreichen Beteiligungskonzepts wurden wichtige Impulse für die Zukunft sowie neue Formate der Prozessgestaltung erprobt. Die inhaltliche Koordination und umfassende Begleitung sowie Dokumentation oblag dabei RHA und MUA.

Zukunftsvisionen mit Hilfe von Speculative Design

Die Zukunftsgeschichten des Fischbach Collectives zeigen anhand zwei fiktiver Charaktere aus dem Jahr 2100, dass eine lebenswerte Zukunft nur durch Resilienz und Anpassungsfähigkeit erreicht werden kann. Die Szenarien verdeutlichen, welche Auswirkungen der Wertewandel und die politischen Maßnahmen von heute auf unsere Landschaften in 100 Jahren haben könnten. Daraus entwickelte das Kollektiv ein Leitbild für eine Region im Einklang mit der Natur. Das Modell der „Bioregion Wurmtal“ sieht vor, einen neuen Handlungsrahmen zu schaffen, zum Beispiel auf Grundlage eines Gewässereinzugsgebietes, um die derzeitigen administrativen Grenzen zu überwinden. Das Grenzjournal „Future Stories of Water, Soil and Borders“ dokumentiert die Feldforschung und Zukunftserzählungen über Wasser und Boden an der Grenze, um einen Dialog über eine gemeinsame, wünschenswerte Zukunft anzuregen.

Konkrete Szenarien für drei Schwerpunktthemen der Region

Das Büro MUST nutzte einen kartographischen und datenbasierten Ansatz, um konventionelle Methoden der Ressourcengewinnung in Frage zu stellen. Die drängenden Fragen des Klimawandels und der Abhängigkeit Europas von Materialimporten wurden anhand von verschiedenen Zeitebenen und auf „Tipping Points“ untersucht. Darauf aufbauend entwickelte das Büro drei Zukunftsszenarien für grenzüberschreitende Kreislaufsysteme, die auf die spezifischen Ressourcen in der Region zugeschnitten sind: Stadtsanierung, Forstwirtschaft und das Recycling von technologischen Abfällen. In Anbetracht anstehender Sanierungen in der gebauten Umwelt, bieten sich über Bestandnutzungen, Recycling und Rückbau einzigartige Gelegenheiten, den Übergang zu einer kreislauforientierten und nachhaltigen Zukunft zu vollziehen. Das Plädoyer, ein grenzüberschreitendes Zentrum für die Wiederverwendung von Elektronikschrott und anderen Materialien in Europa einzurichten, basierend auf der strategisch vorteilhaften geographischen Lage der Rhein-Maas-Region, fand bei den lokalen Akteuren breite Zustimmung. Die Dokumentation „From Mining to Circularity“ erläutert die drei Zukunftschancen für grenzüberschreitende Kreislaufsysteme auf unterschiedlichen Maßstabsebenen.

Iterativer Planungsprozess mit Zukunftswerkstätten

Das im kollaborativen Prozess erarbeitete Manifest „From Mining to Harvesting“ formuliert Leitsätze für gemeinsame Ziele und Werte für die Zukunft der Rhein Maas-Region. Das Manifest wurde im Rahmen eines kooperativen Planungsprozesses mit verschiedenen aufeinander aufbauenden Beteiligungsformaten entwickelt. Im Laufe des mehrtägigen Workshops wurde auch eine Bestandsaufnahme der bisherigen und laufenden räumlichen Projekte in der Region durchgeführt und Bereiche identifiziert, in denen eine Zusammenarbeit unerlässlich ist. Diese Projekte sind zugleich eine offene Einladung, Aktionen und Kooperationen zu initiieren, die die Visionen und Verpflichtungen des Manifests für eine gemeinsame Zukunft der Region räumlich umsetzen.

Im gemeinsamen Manifest „From Mining to Harvesting“ werden die entwickelten Zukunftsnarrative zusammengeführt und mit einem Handlungsaufruf an die binationalen Institutionen und Beteiligten verbunden. Als Vorschlag für eine grenzüberschreitende Vereinbarung für die Rhein-Maas-Region skizziert das Manifest ein Engagement für die Transformation von einer extraktiven zu einer regenerativen Lebensweise bis zum Jahr 2100. Es soll zur weiteren Reflexion und zu einem breiteren Dialog der regionalen Akteure über die räumliche Gestaltung ihrer Zukunft anregen.

 

Wesentliche Ziele und Handlungsaufforderungen für die Rhein-Maas-Region bis 2027 sind:

  • Das gemeinsame Engagement: Postwachstumsgesellschaft, Mentalitätswandel mit der Natur, kollektive Vision, gemeinsame Geschichte und Kultur
  • Die räumliche und inhaltliche Ausgangssituation: Kreislaufwirtschaft, resiliente räumliche Planung, Bildungsreform
  • Die Organisation und Kooperation des Netzwerks: grenzüberschreitende Kooperation, regionale Identität, gemeinschaftliches Engagement

 

Der Kurzfilm „Cross-border Future Studio Rhine-Meuse – from mining to harvesting“ beleuchtet die Hintergründe und gibt visuelle Einblicke in den Zukunftsprozess. Der Film skizziert Wandel der Region des ehemaligen Bergbaugebiets zu einer nachhaltigen und regenerativen Zukunft in der nächsten Dekade. Die Schlüsselakteure aus der Region reflektieren ihre Erfahrungen aus dem Prozess und geben einen Ausblick auf die mögliche zukünftige Zusammenarbeit zwischen Rhein und Maas, um bis zum Jahr 2100 eine integrierte, prosperierende und widerstandsfähige Region zu schaffen.

 

Weitere Informationen

Projektseite des Colleges van Rijksadviseurs (auf Niederländisch)
Cross-border future studio between Rhine and Meuse

Zukunftsbeiträge der Büros Must Städtebau und Fischbach Collective (auf Englisch)
From Mining to Circularity – Must

Fischbach Collective – „Future stories of water, soil and borders”:
Future stories of water, soil and borders – Fischbach Collective

Projektergebnisse
Grenzübergreifende Zukunftswerkstatt Rhein-Maas – BBSR

Ort

Grenzregion Rhein-Maas

Auftraggeber

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Beauftragung

Begleitbüro für Organisation, inhaltliche Koordination und Veranstaltungsmanagement

Bearbeitungszeitraum

Juni 2023 bis April 2024

Planungsumfang

Region zwischen Aachen (DE) und Süd-Limburg/Parkstad (NL)

Team

Mauer United Architects