Heritage Impact Assessment UNESCO-Welterbe Aachener Dom

Anlass und Hintergrund

Das Heritage Impact Assessment (HIA) dient dazu, mögliche Auswirkungen des Umbau- und Sanierungsvorhabens der Studierendentürme in der Rütscher Straße auf die UNESCO-Weltkulturerbestätte Aachener Dom zu identifizieren, zu evaluieren und Vorschläge zu deren Minderung bzw. Verbesserung zu unterbreiten. Letztere sollen in die weitere Konkretisierung des Vorhabens aufgenommen werden, das sich bisher in der Entwurfsphase befindet, und schließlich zum Schutz des Welterbes und seines außergewöhnlichen universellen Wertes (Outstanding Universal Value – OUV) beitragen. Dieser OUV beschreibt, inwiefern der Aachener Dom herausragende (bau-)kulturelle Werte aufweist, die zur Eintragung als Weltkulturerbestätte im Jahr 1978 geführt haben. Er steht im Zentrum der Evaluierungen von Auswirkungen durch das Vorhaben. Dazu dient insbesondere eine Attributkartierung, in deren Rahmen die zentralen Attribute (Merkmale) sichtbar gemacht und konkret am Bauwerk und seiner Umgebung verortet werden.

Besonders wichtig bei der Beurteilung des Vorhabens sind diejenigen Attribute, die die städtebauliche Bedeutung des Aachener Doms beschreiben. Dies ist insbesondere seine Wirkung als sogenannte „Stadtkrone“, gemeinsam mit dem historischen Rathaus auf der nördlichen Seite des Katschhofs: Beide Gebäude überragen gemeinsam die Stadtsilhouette und sind von weit außerhalb als prägnante Elemente im Stadtgefüge erkennbar.

Vorgehensweise

Die Türme in der Rütscher Straße, die kurz vor der Eintragung des Aachener Doms als Welterbestätte errichtet wurden, befinden sich am Fuße des Lousbergs im Norden und innerhalb der Silhouettenschutzzone der Denkmalbereichssatzung für die Aachener Innenstadt. Während die Pufferzone der UNESCO-Welterbestätte darin als „historischer Stadtgrundriss“ geschützt ist, stellt dieser Silhouetten- und Umgebungsschutz die zweite Maßstabsebene der Denkmalbereichssatzung dar. Dieser ist durch neun außerhalb und erhöht gelegene Blickpunkte und deren Sichtwinkel auf den Aachener Dom definiert. Im Rahmen des HIA wurden diese Blickpunkte systematisch auf eventuelle Auswirkungen des Umbau- und Sanierungsvorhabens der Studierendentürme auf die Wahrnehmung der Welterbestätte untersucht.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Durch das Umbau- und Sanierungsvorhaben sind geringfügige negative Auswirkungen auf die UNESCO-Weltkulturerbestätte Aachener Dom nicht auszuschließen. Insbesondere sind dessen städtebauliche Attribute (v. a. seine Wirkung als „Stadtkrone“) betroffen, die durch eine mögliche Riegelwirkung einzelner Türme beeinträchtigt werden könnten. Zugleich ist das Vorhaben für die Aachener Wohnraum- und Stadtentwicklung von besonderer Bedeutung: Die Schaffung weiterer Wohnungen für Studierende und eine gestalterische Aufwertung der Türme sowie deren Umfeldes wird politisch befürwortet und kann langfristig zur Attraktivität Aachens beitragen.

Es konnte zudem festgestellt werden, dass die negativen Auswirkungen auf die Attribute insgesamt nicht erheblich ausfallen: Mit den nur geringfügigen baulichen Erweiterungen und Anpassungen an den bestehenden Gebäuden ist der Umfang des Eingriffs insgesamt begrenzt. Zudem befinden sich die Türme außerhalb der Pufferzone der Welterbestätte und weisen bezüglich der am meisten betroffenen Blickbeziehung eine große Distanz zwischen Betrachtendem und Türmen bzw. Aachener Dom auf. Vor dem Hintergrund dieser Faktoren sind die vorgesehenen Veränderungen an den Türmen insgesamt nur dezent wahrnehmbar. Ein Verzicht auf die Umsetzung des Projektes scheint daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig. Dennoch wird ausdrücklich empfohlen, weitere mögliche Alternativen zu den drei vorgeschlagenen und hier im Detail untersuchten Varianten auf technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Damit soll präventiv ein Beitrag zum Schutz der Integrität der Welterbestätte geleistet und kumulativen nachteiligen Effekten vorgebeugt werden.

Auch ist vor diesem Hintergrund, insbesondere im Rahmen von (Neu-)Bauvorhaben, künftig weiterhin sensibel vorzugehen: Dazu wird mitunter die Erarbeitung eines Höhenentwicklungskonzeptes für die Stadt Aachen empfohlen, das eine strategische Rahmensetzung für solche Projekte liefern kann, die eine Relevanz für die dritte Dimension der Stadt entfalten und die städtebaulichen Werte des Aachener Doms potenziell gefährden können.

Ort

Aachen

Auftraggeber

Studierendenwerk der RWTH Aachen

Beauftragung

Heritage Impact Assessment

Bearbeitungszeitraum

06|2023 – 12|2023

Team

UNESCO-Chair für Kulturerbe und Städtebau

Fakultät für Architektur an der RWTH Aachen University