Stadtmittelpunkt Castrop-Rauxel

In den 1970er Jahren entwarf der dänische Stararchitekt Arne Jacobsen zusammen mit Otto Weitling den neuen Stadtmittelpunkt für die noch junge Stadt Castrop-Rauxel: In der geografischen Mitte zwischen den ehemals eigenständigen Städten Castrop und Rauxel entstand das damals wegweisende Ensemble von Forum, Rathaus sowie der Stadt- und Europahalle. Seit 2010 stehen das Rathaus und die anderen Bauten des Forums als nationales Zeugnis unter Denkmalschutz. Der Stadtmittelpunkt ist heute Standort für Verwaltung, Kultur und Veranstaltung mit überregionaler Bedeutung. Besondere Qualität bietet die Einbettung zwischen zwei Grünzügen mit hohem Erholungswert.

Der Forumsplatz ist Bestandteil des Ensembles von Arne Jacobsen und stellt den Nukleus des Stadtmittelpunkts dar. Heute weist der großflächige Platz eine geringe Aufenthaltsqualität und Nutzungsintensität auf. Die Fläche ist fast vollständig versiegelt und besitzt kaum begrünte Bereiche. Das Rathaus präsentiert sich als fünfgeschossiger Riegel auf der Nordseite des Forumsplatzes. Eine Vielzahl nicht hierarchisierter Eingänge finden sich sowohl auf der Nordseite als auch auf der Südseite des Gebäudes, was die Orientierung für Besucher:innen schwierig macht. Außerdem geht die aktuelle Struktur des Gebäudes nur wenig auf die unterschiedlichen Bedarfe der verschiedenen Arbeitsbereiche der Verwaltung ein, die sich zudem im Laufe der letzten Jahrzehnte stark gewandelt haben.

Ziel ist die Entwicklung des Verwaltungsstandorts zu einem „BürgerRatHaus“: Unter Einbeziehung von Bürger:innen, Politik und Verwaltung im Rahmen unterschiedlicher Beteiligungsformate wurde eine Struktur erarbeitet, die aus dem Verwaltungsgebäude einen Ort des sich „Rat“holens und sich Beteiligens sowie ein modernes, zukunftsorientiertes Dienstleistungsgebäude mit zeitgemäßen Arbeitsplätzen schafft. Am Ende des Prozesses steht eine zeitlich und inhaltlich gestaffelte Konzeption, die sich in mehreren Entwicklungsphasen umsetzen lassen soll.

Neue Arbeitswelten?
Im Mittelpunkt steht auch die Frage, wie (und wo) künftig innerhalb der Verwaltung gearbeitet werden wird und wie außerdem künftig die Kontakte zu Bürger:innen ausgestaltet werden. Insbesondere der Digitalisierungsschub innerhalb des letzten Jahrzehntes hat zu einem Wandel der räumlichen Bedürfnisse geführt und wird sich voraussichtlich noch weiter ausprägen. Auch der Bedarf an verwaltungsinterner Kommunikation befindet sich im Wandel: Besprechungen finden häufiger auf informeller, spontaner Ebene statt – der Bedarf an Möglichkeiten für Kommunikation und Austausch nimmt zu. Auch das Backoffice gestaltet sich durch den Wandel der letzten Jahre deutlich vielschichtiger und komplexer: Geteilte Arbeitsplätze in Folge von mobilem Arbeiten oder flexible Größen von Abteilungen sollten daher bei der Konzeption neuer Büros – ganz im Sinne „Neuer Arbeitswelten“ – mitgedacht werden.

Wie sieht künftig der Dialog von Bürger:innen mit der Verwaltung aus?
Da viele Verwaltungsangelegenheiten perspektivisch online zu erledigen sein werden, deutet sich auch ein Wandel des klassischen Frontoffice hin zu einem kommunikativen Ort an, an dem sich Bürger:innen und Verwaltungsangehörige im Dialog begegnen können. Eine Fläche südlich des Forums sollte nach dem ursprünglichen Entwurfskonzept von Arne Jacobsen durch ein pavillonartig ausgeführtes Gebäude den Gesamtkomplex baulich ergänzen. Eine neue Bebauung an dieser Stelle soll langfristig das Ensemble im Sinne Arne Jacobsens komplettieren und die zentralen Dienstleistungen für Bürger:innen gebündelt aufnehmen. Als Teil eines zukunftsfähigen Verwaltungssandortes soll der Neubau auf den aktuellen Wandel der durch die Digitalisierung hervorgerufenen Entwicklungen ausgerichtet sein und seinen Anspruch als Imageträger der Stadt Castrop-Rauxel nach Außen repräsentieren.

Ort

Castrop-Rauxel (D)

Auftraggeberin

Stadt Castrop-Rauxel, Bereich Stadtentwicklung und Statistik

Beauftragung

Machbarkeitsstudie, Prozessmanagement, Vorentwurf, Partizipation

Planungszeitraum

2020-2022

Planungsumfang

0,5 ha Grundstück, 4.000 qm BGF

Team

kwa – kadawittfeldarchitektur Aachen GmbH